Ein persönlicher Blick auf die Atemtherapie nach Ilse Middendorf

Atem ist mehr als ein physiologischer Vorgang. Er ist Träger von Lebendigkeit, von Wandlung – und von Beziehung. In meiner Arbeit als Atemtherapeutin nach Ilse Middendorf wurde die Erfahrung des Atmens, insbesondere der Atempause, zu einem zentralen Thema meines beruflichen und persönlichen Weges. In diesem Beitrag teile ich Gedanken zur Bedeutung der Atempause, der Berührung und des Atemgesprächs – und wie sich darin Vertrauen, Ressourcen und Beziehung entfalten können.
Rhythmus jenseits des Alltags: Einatmen, Ausatmen, Atempause
Mit großer Neugier und Offenheit begann ich meine Ausbildung zur Atemtherapeutin nach Ilse Middendorf. Von Beginn an faszinierte mich die stille, aber kraftvolle Wirkung des Atems – insbesondere die Dreiteilung in Einatmung, Ausatmung und Atempause.
Diese rhythmische Struktur gewann für mich zunehmend an Bedeutung. Sie stellt eine Alternative zum vorherrschenden binären Denken und Handeln in unserer Gesellschaft dar, das zwischen Aktivität
und Reaktion, Tun und Leistung pendelt. Die Atempause hingegen eröffnet einen Raum des Innehaltens – des Nicht-Tuns, des Lauschens.
Die Atempause: Raum für Wandlung
In der Atempause richtet sich das Erleben nach innen. Sie ist jener Übergangspunkt, an dem das Ausatmen in eine neue Einatmung übergeht – nicht durch Willenskraft, sondern durch Geschehenlassen. Diese Pause zuzulassen, ihr zu vertrauen, bedeutet, sich einem Zustand zwischen „Nichts“ und „Alles“ zu öffnen. Es ist ein schwingendes, lebendiges Geschehen, das sich im Inneren als Weit- und Schmalwerden, als Geschmeidigkeit und sanftes Bewegung zeigen kann – eigentlich unauffällig, aber tiefgreifend spürbar. Hier verbinden sich Gegensätze: Spannung und Entspannung, Bewegung und Stillstand, Innen und Außen.
Berührung und Berührtwerden – nicht nur mit der Hand
Ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit als Atemtherapeutin ist die achtsame Berührung während der Behandlungsarbeit auf der Liege. In der Atemtherapie bedeutet Berührung nicht Korrektur oder Eingriff, sondern ein Lauschen mit der Hand. Sie geschieht absichtslos und mit einer offenen, einladenden Haltung. Diese Form der Berührung kann den Atem spiegeln, Raum geben oder halten – und ermöglicht es dem Gegenüber, sich selbst im eigenen Rhythmus zu begegnen. Auch im übertragenen Sinn geschieht Berührung: Wenn im therapeutischen Raum Gefühle, Bewegungen und innere Bilder auftauchen, die angenommen und gesehen werden wollen.
Das Atemgespräch: Vertrauen auf Augenhöhe
Im sogenannten Atemgespräch zeigt sich ein weiterer Aspekt der Berührung: die zwischenmenschliche Begegnung. Therapeutin und Klientin begegnen sich in einem offenen, nichtsprachlichen Dialog – geprägt von Präsenz, Achtsamkeit und Respekt. Es ist ein Arbeiten auf Augenhöhe, in dem beide Beteiligten Teil eines gemeinsamen Prozesses sind.
In dieser Atmosphäre können besondere Ressourcen entstehen: Vertrauen in den eigenen Körper, Sicherheit im eigenen Empfinden, und die Erfahrung, mit dem eigenen Atem gesehen und ernst genommen zu werden. Das Atemgespräch öffnet Räume – für Selbstwahrnehmung, für Selbstwirksamkeit und für Heilung.
Der Atem als Brücke – zu sich selbst und zum Leben
Gerade für Menschen, die sich im Leben blockiert, ausgebremst oder kontrolliert fühlen, kann die Erfahrung von achtsamer Berührung und einer zugewandten therapeutischen Beziehung heilsam wirken. Der eigene Atem darf sein – ohne Kontrolle, ohne Ziel.
So wird der Atem zu einer Brücke: zwischen Körper und Empfinden, zwischen Ich und Du, zwischen Innen- und Außenwelt. Im Raum der Atempause, in der Berührung und im Atemgespräch entfaltet sich ein feiner, kraftvoller Weg – zurück zur eigenen Lebendigkeit.
Abschließende Gedanken
In meiner Arbeit erweist sich die Atempause als Schlüsselmoment – nicht nur physiologisch, sondern auch emotional, existenziell und sozial. Sie ist der Ort, an dem Wandlung geschehen kann. In Verbindung mit achtsamer Berührung und dem Atemgespräch entsteht ein Erfahrungsraum, der Vertrauen, Beziehung und Selbstkontakt ermöglicht – und damit ein tiefes Potenzial für Entwicklung und Heilung birgt.
Möchtest du mehr über meine Arbeit erfahren?
Möchtest Du erleben, wie Atemarbeit dir helfen
kann, wieder mehr in Kontakt mit dir selbst zu kommen? Ob zur Unterstützung bei Stress, Erschöpfung oder zur Begleitung
persönlicher Entwicklungsprozesse – ich begleite dich achtsam und auf Augenhöhe.
Vereinbare gerne ein unverbindliches Erstgespräch und informiere dich über meine Angebote.
Ich freue mich auf die Begegnung mit dir – in deinem eigenen Rhythmus.
1. Juni 2025, Valentina Zürcher